Führen durch Zuhören

Führungskräfte gerade kleinerer Teams kommen oft mit dem Stoßgebet: „Was kann ich denn noch tun“ zum Coaching oder in eine Mediation. Mir wird auf Nachfrage sodann wortreich berichtet, welche motivations- und leistungssteigernden Maßnahmen man bereits ergriffen habe, wie oft Personal ausgetauscht wurde und welche Kriterien für Neueinstellungen zur besseren Zusammensetzung des Teams man sich bereits ausgedacht habe.
Als solch ein Gespräch kürzlich in der Aussage gipfelte: „Die Mitarbeiter bräuchten doch bloß zu tun, was ich sage – dann hätten alle ein schönes Leben“, fragte ich nach: „Warum ist es Ihnen so wichtig, die alleinigen Ansagen zu machen?“

In Zeiten von Work-Life-Balance, Fachkräftemangel und flachen Hierarchien hat Führung meines Erachtens eher mit Zuhören als mit Ansagen Erfolg. Langfristige Motivation entsteht durch die Überzeugung, an einem Projekt tatsächlich beteiligt zu sein, im Rahmen eigener Kompetenzen mitwirken zu können, eine zwar schwierige aber immer noch machbare Aufgabe lösen zu können.
Eine Führungskraft sollte daher die Erwartungen der Mitarbeiter erfragen, um sie mit den Führungszielen zu harmonisieren.

Führen durch Zuhören erfordert Selbstbewusstsein und Gelassenheit. Denn nicht immer stellen sich Mitarbeiter ihre Mitwirkung am Projekt in Übereinstimmung mit den Ideen und Zielen der Firmeninhaber und des Managements vor. Hier gilt es, verständlich zu kommunizieren, aufzuklären und zu überzeugen. Oft verbirgt sich nach meiner Erfahrung hinter einem ruppigen Kommunikationsstil und dem Wunsch nach kritikloser Folgsamkeit die eigene Unsicherheit der Führungskraft.

Insofern dient mein Coaching oder eine von mir moderierte Mediation immer auch der Entwicklung einer guten Kommunikation – und sie hinterfragt stets die Persönlichkeitsstrukturen der Beteiligten.