Mediation holt mehr heraus!

„Rücken Sie ruhig ein Stück auseinander“ sage ich oft zu den Medianten, welche nebeneinander vor mir Platz nehmen. „Mediation ist Selbstbehauptung – Sie müssen hier nicht zu Freunden werden.“

Oft kämpfe ich als Mediator mit dem Vorurteil, es solle doch nur ein „fauler“ Kompromiss gefunden, die Parteien zu einer Einigung überredet werden. Diesem Vorurteil kann ich aus Überzeugung und Erfahrung begegnen: „Mediation ist Selbstbehauptung, Mediation holt daher mehr für Sie heraus.“

Bei einer guten Mediation geht es in erster Linie darum, dass jede Partei ihre Sichtweise des Geschehens darlegen kann, ohne vom Gegenüber ständig unterbrochen oder mit Vorwürfen und Gegendarstellungen konfrontiert zu werden. Als Mediator führe ich die Partei dabei von der üblichen Formulierung offenkundiger und sicher schon zuvor im Streit geäußerter Positionen weg zu den dahinter liegenden Bedürfnissen. „Warum ist es so wichtig für Sie, dass ….“ ist eine zentralen Fragen in einer Mediation.

Jede Partei kämpft in dieser Phase der Mediation allein für ihre Interessen. Der Gegenüber soll bewusst ausgeblendet werden und seinerseits nur zuhören (nicht zustimmen!). Jeder Partei soll klar werden was sie will und warum sie es will. Dieses Bedürfnis gilt es im Wege der Selbstbehauptung zu vertreten.

Erst wenn beide Medianten sich sicher sind, ihre eigene Bedürfnisse umfassend geäußert zu haben und sich „verstanden“ fühlen, können neue Lösungswege gefunden werden. Diese führen dann oft zu einer Win-Win Situation – im Gegensatz zu den im reinen Positionsstreit vor Gerichten oft erzielten „faulen“ Kompromissen. Insofern lässt sich berechtigt sagen: „Mediation holt mehr raus.“