Emotionen müssen raus!

Als Mediator frage ich mich manchmal: „Warum gelingt jetzt dem Medianten der Sichtweisenwechsel nicht? Bin ich zu wenig auf Seine Ansichten eingegangen? Ist er einfach nur besonders stur?“

Nein – in solchen Fällen verhindern Emotionen den Perspektivwechsel.

Wir kennen es alle – da redet ein guter Freund oder gar der an sich geliebte Partner mit Engelszungen auf einen ein, bringt gute, logische Argumente, zeigt großes Verständnis für unsere Ansichten, ist geduldig – und dennoch können wir nicht von unserer Position abrücken. Was nicht sein darf kann nicht sein.
Warum verweigern wir uns aber trotz unterbewusster Einsicht diesen guten Argumenten?
Weil wir emotional gefangen sind. Weil unser Gefühl sagt, das darf nicht sein.

Und daher müssen Emotionen raus – raus aus dem Unterbewusstsein und auf den Tisch – und dann raus aus der Mediation!

Idee lässt sich auch auf Bundestagsdebatten, Fernsehtalkshows und politische Stammtischdiskussionen anwenden. Oft ist von den Rednern leider ohnehin nur geplant, den Zuhörer durch emotionale, plakative Polemik einseitig zu beeinflussen. An einer sachlichen Information, die auch einen Perspektivwechsel zulassen würde, sind die wenigsten Redner interessiert. Es geht um Macht, Macht durch emotional erzeugte Bilder, Macht durch emotional gefärbte Argumente. Wie schön wäre es doch aber, wenn jeder Zuhörer, Zuschauer, Leser und Diskutant die Wahl hätte, eine eigene Entscheidung zu treffen, indem verschiedene Sichtweisen ganz unemotional gegeneinander abgewogen werden könnten.